AUSGANGSLAGE UND HERAUSFORDERUNGEN
Unzureichender Zugang zu adäquaten und bezahlbaren Menstruationsprodukten
In Äthiopien hatten im Jahr 2023 lediglich 30 Prozent der Frauen und Mädchen im reproduktiven Alter Zugang zu adäquaten Menstruationsprodukten. Sie sind für die meisten zu teuer und darüber hinaus auf dem Land schwer zu bekommen. Selbst hergestellte Lösungen aus Stoff sind häufig unhygienisch und bergen Infektionsrisiken, die wiederum Unfruchtbarkeit oder Geburtskomplikationen zur Folge haben können. Hinzu kommen soziale Einschränkungen während der Menstruation – neben dem mangelnden Zugang zu den nötigen Produkten beeinflussen Tabus die Teilnahme vor allem am Schul- und Arbeitsalltag. Die daraus resultierenden Fehlzeiten führen zu Lohnausfällen in den Haushalten und haben sogar volkswirtschaftliche Auswirkungen.
Diesen Herausforderungen begegnet das äthiopische Unternehmen Mela for Her. Das Unternehmen mit Sitz in Addis Abeba wurde im Jahr 2020 gegründet. Es produziert wiederverwendbare Stoffbinden, die über ein Netzwerk von Frauen im ländlichen Raum vertrieben werden. Das kleine Unternehmen dringt in einen großen Wachstumsmarkt vor und wollte seine Produktionskapazitäten ausweiten. Dafür brauchte es weiteres Fachpersonal sowie Unterstützung in der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems. Diese ermöglichen die Bedürfnisse und Erwartungen von Kunden und anderen interessierten Parteien (wie Behörden, Supermärkte) auf der Grundlage von nationalen sowie international anerkannter Qualitätsmanagementgrundsätze zu erfüllen.
PROJEKTANSATZ UND PROJEKTZIELE
Produktion und Vertrieb stärken, Zugang erleichtern und Wissen vermitteln
Invest for Jobs arbeitete zwischen Juni 2022 und April 2024 mit Mela for Her zusammen, um die Fertigung von wiederverwendbaren Binden zu fördern. Die Kooperation hatte zwei Ziele: Einerseits gute Arbeitsplätze für Frauen und Personen aus einkommensschwachen Gruppen in der Produktion und im Vertrieb zu schaffen und andererseits den Zugang zu adäquaten Menstruationsprodukten insbesondere im ländlichen Raum zu erhöhen.
Mit der Unterstützung von Invest for Jobs wurden Weiterbildungen für 241 Personen in den Bereichen Vertrieb, Produktion und Qualitätssicherung realisiert. Die Schulungen, die circa zwei Monate gedauert haben, umfassten Produktionstechniken der Mustererstellung, des Stoffzuschnitts und des Nähens sowie andere Themen wie Verkaufstechniken, Sicherheitsvorschriften und Wissen zu Menstruationshygiene. Dabei wurden dem Unternehmen verschiedene Trainer für diese unterschiedlichen Themenbereiche beiseite gestellt.
Parallel dazu wurden Freiberuflerinnen mit der Unterstützung von Invest for Jobs trainiert, um die Produkte im ländlichen Raum „von Tür zu Tür“ und von Frau zu Frau in einem geschützten Rahmen zu vertreiben. Auf dem Land ist das Thema Menstruation besonders tabuisiert. Die Verkäuferinnen leisten darüber hinaus wichtige Aufklärungsarbeit zu Menstruationsgesundheit und tragen dadurch zur Enttabuisierung bei. Ein verbesserter Zugang zu Menstruationsprodukten sowie eine stärkere Sensibilisierung für die Menstruationsgesundheit ermöglichen es Frauen und Mädchen am Berufs- und Schulleben teilzunehmen.
Mela for Her füllt mit seiner Geschäftsidee eine wirtschaftliche und soziale Lücke. Ein Hindernis für weiteres Umsatzwachstum stellte unter anderem die Sicherstellung der Einhaltung internationaler Qualitätsstandards dar. Diese wurde unterstützt durch die Allianz für Produktqualität in Afrika (AfPQ), die ein Teil von Invest for Jobs ist. Dank der Unterstützung der AfPQ hat das Unternehmen gemeinsam mit seinen Zulieferern die Kapazitäten im Qualitätsmanagement gemäß den internationalen Standards ISO 9001:2015 und ISO 14000 entwickelt und die entsprechende Zertifizierung erhalten.
STATUS UND AUSBLICK
Schaffung von guten Arbeitsplätzen
Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts 58 gute Arbeitsplätze in Addis Abeba und ländlichen Gegenden Äthiopiens geschaffen. Dank der Schulungen und anschließenden Beschäftigungen des neuen Personals sowie der ISO-Zertifizierung konnte Mela for Her seine Abläufe verbessern und seine Produktionskapazität um mehr als 50 Prozent steigern.
Die geschaffenen Arbeitsplätze geben den 58 Menschen langfristig die Möglichkeit, ein geregeltes Einkommen zu erzielen. Gleichzeitig wird Wissen über Menstruation und verfügbare Produkte gezielt in ländlichen Regionen vermittelt, wodurch insbesondere Mädchen und Frauen besseren Zugang zu Informationen und Hygieneprodukten erhalten. Der erhöhte Zugang zu Menstruationsprodukten trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen bei, sondern wirkt sich auch positiv auf die gesamte Volkswirtschaft des Landes aus.
Das Projekt mit dem Unternehmen Mela for Her wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.