AUSGANGSLAGE UND HERAUSFORDERUNGEN
Industrialisierung sorgt für dringende Qualifikationsbedarfe in Marokko
Während der letzten zehn Jahre hat sich die marokkanische Automobilindustrie stetig weiterentwickelt. Das Land gehört inzwischen zu den größten Exporteuren von Autos nach Europa. Laut den Zahlen des Devisenamts stieg die Zahl der ausgeführten Fahrzeuge im Jahr 2021 auf mehr als 358.000 Einheiten – ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der „Nationale Industrialisierungsplan“ (Pacte national pour l'émergence industrielle) von 2009 und der „Plan zur Beschleunigung der industriellen Entwicklung“ (Plan d'accélération industrielle) von 2014 haben zur Entwicklung der Automobilindustrie im Land beigetragen und die Grundlagen für Strategien gelegt, mit denen Investoren gewonnen, die Beschäftigung gefördert und Kompetenz im Automobilbau aufgebaut werden sollen.
Im Rahmen des Nationalen Industrialisierungsplans wurde das Ausbildungsangebot für Berufe erweitert, die in der Automobilindustrie benötigt werden. So wurden zwischen 2011 und 2017 in den Städten Tanger, Kénitra und Casablanca durch die Instituts de formation aux métiers de l'industrie automobile (IFMIA) Ausbildungseinrichtungen für Berufe in der Automobilindustrie eröffnet. Dieses Netzwerk aus öffentlichen Instituten bildet Fachkräfte aus, die die marokkanische Automobilindustrie immer dringender benötigt und bindet zu diesem Zweck Fachleute aus der Branche in die Ausbildung ein. Allerdings müssen die IFMIA gewährleisten, dass die Ausbildungsangebote sowohl in ihrem theoretischen als auch in ihrem praktischen Teil den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen.
PROJEKTANSATZ UND PROJEKTZIELE
Stärkung des Ausbildungsangebots des IFMIA in Kénitra
Im Rahmen des Projekts „Qualifikation junger Menschen für die Automobilbranche“ unterstützt Invest for Jobs das IFMIA in Kénitra beim Ausbau seines Ausbildungsangebots. Ziel des Projekts ist es, junge Menschen besser zu qualifizieren und so die steigende Nachfrage nach Fachkräften der Automobilzulieferer zu decken, die sich im Industriegebiet von Kénitra, 53 Kilometer nördlich der marokkanischen Hauptstadt Rabat, angesiedelt haben.
Das IFMIA in Kénitra verzeichnet jedes Jahr mehr als 4.500 Anmeldungen für Erstausbildungen, die sich an Abiturientinnen und Abiturienten richten. Außerdem bietet das IFMIA Fort- und Weiterbildungen an. Diese Ausbildungs- und Lehrgänge decken verschiedene Bereiche ab, wie z. B. die Motormontage, die Qualitätskontrolle, die Prozessautomatisierung und den Metallbau.
Mit der Unterstützung von Invest for Jobs konnte das Institut drei neue Ausbildungskurse von unterschiedlicher Dauer in Bereichen einrichten, die als vielversprechend für die Branche gelten: die Herstellung von Kunststoffteilen mit modernen Kunststoffspritzgussverfahren, Materialtransport und Logistik sowie die Automatisierungstechnik. Der erste Kurs ist Teil der Grundausbildung, die das Institut den Schülerinnen und Schülern nach dem Abitur anbietet, und dauert zwei Jahre. Der zweite Kurs zielt darauf ab, den Auszubildenden eine zwei- bis vierwöchige qualifizierende Ausbildung zu vermitteln, damit sie in Automobilunternehmen beschäftigt werden können. Der dritte Lehrgang dient der Weiterbildung von Mitarbeitenden der Unternehmen, die mit dem Institut zusammenarbeiten.
Um zu gewährleisten, dass die Auszubildenden in der Lage sind, die erworbenen theoretischen Kenntnisse praktisch anzuwenden, wurde das IFMIA Kénitra im Rahmen des Projekts mit zwei Kunststoffspritzgussmaschinen, zwei Anlagen zur Prozessautomatisierung sowie einem Gabelstapler für den Unterricht in Materialtransport ausgestattet.

AKTUELLER STATUS UND AUSBLICK
Neue Arbeitsplätze und bessere Qualifikationen
Seit dem Beginn des Projekts im Juni 2022 wurden 134 Auszubildende, die im Rahmen des zweiten Lehrgangs (zwei bis vier Wochen) geschult wurden, in Automobilunternehmen integriert. In Bezug auf die anderen Lehrgänge haben sich 128 Studierende für die Erstausbildung eingeschrieben, und 370 Mitarbeitende haben von der Weiterbildung profitiert.
Das IFMIA wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.