Der Verkehrssektor ist für die Entwicklung der afrikanischen Länder von entscheidender Bedeutung. Er erleichtert nicht nur Wirtschaftsaktivitäten zwischen Ländern und Regionen, sondern ermöglicht auch den Zugang zu wesentlichen Dienstleistungen und verbessert die soziale und wirtschaftliche Entwicklung.
Er zählt jedoch auch zu den Sektoren, die den größten Beitrag zur Umweltverschmutzung leisten. Alleine in Marokko entfallen auf ihn mehr als 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen, während er in Ghana für fast die Hälfte aller energiebedingten Emissionen verantwortlich ist. Die Ursache für diese Probleme ist die Zunahme des Straßenverkehrs infolge der wachsenden Wirtschaft und der zunehmenden Urbanisierung. Zwischen 2006 und 2018 hat sich in Marokko die Zahl der Fahrzeuge mehr als verdoppelt, während Ghana im Zeitraum 2016 bis 2019 einen Anstieg des Straßenverkehrs um 147 Prozent zu verzeichnen hatte.
Dieses massive Verkehrsaufkommen hat weitreichende wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen und eine Verschlechterung der Lebensqualität zur Folge. Die Regierungen Marokkos und Ghanas sind entschlossen, diese Herausforderungen anzugehen, indem sie alternative Fahrzeugtechnologien wie Elektrofahrzeuge fördern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Ghana hat sich zum Ziel gesetzt, mithilfe seiner Elektrofahrzeugbranche den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Marokko ist eines der wenigen afrikanischen Länder mit lokalen Kapazitäten für die Produktion von Elektrofahrzeugen und einem großen Wachstumspotenzial auf den afrikanischen und europäischen Märkten.
Ungeachtet der bereits erzielten Fortschritte steckt die E-Mobilität in beiden Ländern noch immer in den Kinderschuhen. Die Branche hat mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, wie unzureichenden politischen Maßnahmen, dem Fachkräftemangel, der schlechten Infrastruktur für die Elektromobilität und dem begrenzten Zugang zu modernen Technologien sowie Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt. Die umfassende Einführung von Elektrofahrzeugen setzt Qualifizierungspfade voraus, die den unterschiedlichen Bedarfen der Branche gerecht werden: Ausbildung am Arbeitsplatz, Lehrlingsausbildung, berufliche Bildung und Hochschulbildung. Bei der Bewältigung dieses Übergangs ist jedoch jedes der beiden Länder mit eigenen Herausforderungen konfrontiert. In Ghana sind die meisten Reparaturwerkstätten im informellen Sektor tätig. Das bedeutet, dass ihre Mitarbeitenden in der Regel über keine formale Ausbildung oder Qualifikation verfügen und speziell für die Reparatur von Elektrofahrzeugen geschult werden müssen. In Marokko mit seinem vielversprechenden Potenzial für die Herstellung von Elektrofahrzeugen besteht zusätzlicher Bedarf an hochqualifizierten Technikern und Technikerinnen, Ingenieuren und Ingenieurinnen sowie für die Produktion von Elektrofahrzeugen ausgebildeten Arbeitskräften. Sowohl die Hochschulen als auch andere Ausbildungseinrichtungen müssen geeignete Ausbildungs- bzw. Studiengänge in den Bereichen Robotik, IT oder auch Qualitätsmanagement anbieten, um den Bedarf der Automobilbranche zu decken.
Das Projekt zur Förderung von Arbeitsplätzen im Bereich E-Mobilität in Afrika (BOOST) arbeitet mit maßgeblichen Stakeholdern zusammen, um diesen Herausforderungen zu begegnen.