AUSGANGSLAGE UND HERAUSFORDERUNGEN
Arbeitslosigkeit: Einer der Hauptgründe für Obdachlosigkeit
Für zehntausende von Obdachlosen ist das Leben auf den Straßen der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba äußerst gefährlich. Besonders Frauen leben in ständiger Angst vor sexuellem Missbrauch, Gewalt und Diebstahl.
Die meisten Obdachlosen wurden in ländlichen Gebieten geboren und zogen im Laufe ihres Lebens in die Hauptstadt, um ein besseres Einkommen zu erzielen und der Armut zu entkommen. Zusätzlich haben verschiedene sozio-ökonomische Krisen in den letzten Jahren zu einem verstärkten Zustrom von Menschen geführt. Die meisten Neuankömmlinge können sich jedoch keine Unterkunft leisten – Urbanisierung und schnelles Bevölkerungswachstum haben enormen Druck auf den Wohnungsmarkt in Addis Abeba ausgeübt. In einer von UNICEF in Auftrag gegebenen Studie wurden Obdachlose in Addis Abeba nach den Gründen für ihr Leben auf der Straße gefragt. 70 Prozent der Befragten gaben als Hauptursache ein zu geringes oder fehlendes Einkommen an, bedingt durch Arbeitsplatzverlust, Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung.
Hier setzt das Projekt zwischen der Wendem Kalid Foundation und Invest for Jobs an: Mehr als 100 Obdachlose, darunter 30 Frauen, erhalten ein berufsvorbereitendes Training. Anschließend werden sie in gute Jobs vermittelt oder gründen ein eigenes Unternehmen.
PROJEKTANSATZ UND PROJEKTZIELE
Kompetenzentwicklung und Beschäftigung: Schlüsselaspekte beim Übergang zu einem Leben in Stabilität
Der äthiopische Unternehmer Kalid Nasir gründete seine gemeinnützige Stiftung im Jahr 2020 während der Covid-19-Pandemie und stellte für 150 Obdachlose Lebensmittel, Unterkunft und medizinische Versorgung zur Verfügung. Das Hauptziel der Wendem Kalid Foundation ist es, Menschen beim Übergang von der Straße in ein stabiles, eigenständiges Leben mit persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu unterstützen.
Neben der Bereitstellung von Wohnraum ist Beschäftigung ein wesentlicher Aspekt dieses Übergangs. Mit Unterstützung von Invest for Jobs wurde ein berufsvorbereitendes Training entwickelt. Teil des Lehrplans sind Kurse zu Kommunikationsfähigkeiten und Beziehungsmanagement aber auch zur Selbstmotivation und Selbstdisziplin (z. B. Pünktlichkeit, professionelles und gepflegtes Auftreten, etc.).

Nach dem Training haben die Begünstigten zwei Optionen: Die erste ist ein „on-the-job“ Training in einem Unternehmen aus dem Netzwerk der Wendem Kalid Foundation. Diese Unternehmen sind in verschiedenen Sektoren tätig, wie z. B. Bankwesen, Catering, Wäscherei oder Bauwesen. Die Zuteilung basiert auf den Vorlieben und bisherigen Arbeitserfahrungen der Personen. Sobald das Training abgeschlossen ist, erhalten die Trainees ein Jobangebot oder werden mit einem Unternehmen aus dem Netzwerk der Stiftung für eine Anstellung in Kontakt gebracht.
Die zweite Option ist ein Coaching zur Selbstständigkeit, bei dem die Trainees beispielsweise lernen, wie man einen Geschäftsplan erstellt und Marktkontakte aufbaut. Die Stiftung stellt auch Arbeitsräume und notwendige Werkzeuge (z. B. Materialien für Nähen) zur Verfügung, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Beide Optionen stellen sicher, dass die Begünstigten ein stabiles Umfeld, ein angemessenes Einkommen haben, unabhängig sind – und nicht mehr auf den Straßen von Addis Abeba leben müssen.
STATUS UND AUSBLICK
140 ehemalige Obdachlose erhielten ein berufsvorbereitendes Training
Bis Mai 2024 haben 140 ehemalige Obdachlose, darunter 30 Frauen, die berufsvorbereitenden Trainings abgeschlossen. Anschließend erhalten sie nun entweder ein Training in einem Unternehmen oder ein Coaching zur Selbstständigkeit.

Zusätzlich unterstützte Invest for Jobs die Wendem Kalid Foundation bei ihrem Kapazitätsaufbau, z. B. in den Bereichen Finanzmanagement, Technologie- und Datenmanagement, Fundraising und Stakeholder-Management, Kommunikation etc. Dies wird der Stiftung helfen, ihre wichtige Arbeit mit den Obdachlosen in Addis Abeba auch in Zukunft fortzusetzen.
Die Wendem Kalid Foundation wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.