Landwirte, die draußen lernen

Stärkung unternehmerischer Kompetenzen von Kleinbauern

Schulungen zur Einkommens-
steigerung ruandischer Bauern

AUSGANGSLAGE UND HERAUSFORDERUNGEN

Wandel der traditionellen Subsistenzlandwirtschaft zu einem rentablen Geschäftsmodell

Der Agrarsektor ist seit langem das Rückgrat der ruandischen Wirtschaft. Nach Angaben des National Institute of Statistics Rwanda (NISR) arbeiten 66 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft. 2021 entfielen 26 Prozent des BIPs auf den Agrarsektor. Dabei überwiegt immer noch unproduktive Subsistenzlandwirtschaft. Etwa drei Viertel der landwirtschaftlichen Produktion wird von Klein- und Kleinstbäuerinnen und -bauern betrieben.

Mehrere Faktoren tragen zur anhaltenden Dominanz der Subsistenzlandwirtschaft bei: kleine Parzellen aufgrund der begrenzt verfügbaren Flächen, kaum Einsatz von modernen Geräten und Produktionsmitteln und die Abhängigkeit von Regenwasser zur Bewässerung. Darüber hinaus fehlt es vielen Landwirtinnen und Landwirten an Bildung: 92 Prozent haben keine formale Ausbildung oder nur einen Grundschulabschluss. Fehlende Kompetenz und unzureichendes Wissen schränkt ihre Möglichkeiten ein, Marktchancen zu nutzen. Es mangelt an Informationen über Preise und günstigen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Düngemittel. Auch fehlen die finanziellen Mittel für Investitionen in Infrastruktur, beispielsweise zur Lagerung der Ernte. Die erzielten Preise sind infolgedessen niedrig. Auch der Zugang zu Finanzdienstleistungen ist aufgrund hoher Risikobewertung erschwert. Nötige Investitionen zur Ausweitung und Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion sind dadurch für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern stark eingeschränkt.

Dies hat zur Folge, dass nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität der Kleinbäuerinnen und -bauern und damit ihr Einkommen beeinträchtigt werden, auch ihre eigene Ernährung ist betroffen. Ein Großteil ihrer Erzeugnisse wird zur Ernährung der eigenen Familien benötigt.

PROJEKTANSATZ UND PROJEKTZIELE

Einkommenssteigerung durch die Kraft des Marktes

Im Jahr 2022 ging Invest for Jobs eine Partnerschaft mit neun Bauernkooperativen ein, die in Ruandas nördlichen und südlichen Provinzen Knoblauch anbauen, um sie bei der Schulung ihrer Mitglieder zu unterstützen. Knoblauch ist eine der am häufigsten angebauten Nutzpflanzen in Ruanda und damit eine hervorragende Grundlage für die Steigerung der Produktivität und Rentabilität der Landwirtinnen und Landwirte. Ziel war es, die unternehmerischen Fähigkeiten von mehr als 3.800 Kleinbäuerinnen und -bauern zu verbessern und so zu höheren Einkommen beizutragen.

Der im gemeinsamen Projekt angewandte Ansatz wurde ursprünglich für die Kakaoerzeugung in Ghana, Nigeria, Côte d‘Ivoire, Kamerun und Togo entwickelt und dort als Farmer Business School (FBS) bekannt. Seit Einführung wurden bereits über 1,4 Mio. Kleinbäuerinnen und -bauern in 22 afrikanischen Staaten mit diesem Konzept geschult. Invest for Jobs hat das Konzept der FBS nun auch nach Ruanda gebracht.

Unterricht an der Farmer Business School in Ruanda
© GIZ, Umutoni // Unterricht an der Farmer Business School in Ruanda


Der Schwerpunkt der FBS liegt auf der Verbesserung der unternehmerischen Fähigkeiten der Landwirtinnen und Landwirte. Die Schulungsmodule umfassen Themen wie Betriebsführung, Finanzwissen und Produktdiversifizierung. Die erlernten Inhalte sollen den Landwirtinnen und Landwirten helfen, einkommensbezogene Entscheidungen auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Analysen zu treffen und dabei sowohl ihre Hauptkultur als auch zwei weitere Anbaupflanzen zu berücksichtigen. So erhalten sie das nötige Rüstzeug, um Marktchancen für sich zu erkennen und so ihr Einkommen und die Ernährungssituation ihrer Familien zu verbessern.

Zu den Zielen der Schulungen zählen:

  • Die Produktivitäts- und Qualitätssteigerung in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft,
  • Die Diversifizierung von Kleinbetrieben,
  • Die Verbesserung des Einkommens und der Lebensbedingungen von Kleinbäuerinnen und -bauern und ihrer Familien,
  • Professionalisierung der Produzenten und ihrer Organisationen,
  • Praktizierung einer klimafreundlichen Landwirtschaft.

Geschult werden die Landwirtinnen und Landwirte in Kohorten von 25-30 Teilnehmenden an fünf aufeinanderfolgenden Vormittagen für vier bis fünf Stunden pro Einheit. Die Schulungen finden in Gemeindehäusern, Kirchen, Lagerhallen oder unter Bäumen in der Nähe von Lehmwänden statt, an denen Poster angepinnt werden können.

Unterricht an der Farmer Business School in Ruanda
© GIZ, Umutoni // Unterricht an der Farmer Business School in Ruanda

STATUS UND AUSBLICK

Erfolgreiche Schulungen für 3.875 Bäuerinnen und Bauern

Basierend auf einer ökonomischen Analyse wurden die bestehenden FBS-Schulungsinhalte aus anderen Ländern für den ruandischen Kontext angepasst. Dabei wurden für ruandische Landwirtinnen und Landwirte drei besonders relevante Wertschöpfungsketten identifiziert: Neben Knoblauch decken die Schulungsmodule auch die Wertschöpfungsketten von Kartoffeln und Mais ab. Die Landwirtinnen und Landwirte wurden so zur Diversifizierung ihrer Produktion ermutigt.

In einem ersten Schritt absolvierten 15 ruandische Ausbilderinnen und Ausbilder ein sogenanntes Training-of-Trainers (ToT) mit den neu zugeschnittenen Schulungsmaterialien. Das ToT bestand aus zweiwöchigen Schulungen in Klassenzimmern und einer anschließenden praktischen Schulung von Landwirtinnen und Landwirten aus ausgewählten Lerngruppen. So konnten die Ausbilderinnen und Ausbilder schnell praktische Erfahrungen sammeln und erhielten Anregungen für ihre Unterrichtsgestaltung.

Von Juli bis Dezember 2022 schulten die 15 Trainerinnen und Trainer 3.875 Kleinbäuerinnen und -bauern in Ruanda. Im Rahmen der Schulungsprogramme wurden ebenfalls Follow-up-Besprechungen mit den Kleinbäuerinnen und -bauern durchgeführt, um festzustellen, ob die erworbenen Fähigkeiten auch umgesetzt werden.

Das Projekt Farmer Business School (FBS) in Ruanda wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen von Invest for Jobs im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und in Partnerschaft mit der Agri-Business Facility for Africa (ABF) durchgeführt. Die ABF wurde vom BMZ beauftragt, Partnerinstitutionen bei der Einführung von FBS in anderen Regionen und Wertschöpfungsketten zu unterstützen.

Projektdaten

Projektstatus

Abgeschlossen

Projektstandorte


Ruanda Ruhengeri

Projektziele

Einkommen verbessern Landwirtschaftliche Erträge steigern

Sektor

Agrar- und Lebensmittelwirtschaft Landwirtschaft

Partner

Kontakt

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Unter der Marke Invest for Jobs hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Reihe von Angeboten gebündelt, um deutsche, europäische und afrikanische Unternehmen bei ihrem beschäftigungswirksamen Engagement in Afrika zu unterstützen. Die Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ – so der offizielle Titel – bietet umfassende Beratung, Kontakte und finanzielle Unterstützung zur Beseitigung von Investitionshemmnissen. Das entwicklungspolitische Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen bis zu 100.000 gute Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeitsbedingungen sowie die soziale Absicherung in den afrikanischen Partnerländern zu verbessern.

Partnerländer: Ägypten, Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ghana, Marokko, Ruanda, Senegal und Tunesien.

Erfahren Sie mehr über unsere Leistungen für Unternehmen, Hochschulen, Kammern und Verbände: https://invest-for-jobs.com/leistungen

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