Ausgangslage und Herausforderungen
Das Potenzial des ökologischen Landbaus im ruandischen Kaffeesektor nutzen
Ruanda hat seine Kaffeeproduktion in den letzten Jahren erheblich ausgebaut und sich als einer der führenden Produzenten Afrikas etabliert. Laut dem ruandischen National Agricultural Export Development Board bietet der Sektor mehr als 400.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern eine Lebensgrundlage und trägt maßgeblich zu den Exporteinnahmen bei. Im Haushaltsjahr 2022/2023 exportierte Ruanda mehr als 20.000 Tonnen Kaffee – das drittwichtigste Exportprodukt des Landes.
In Anbetracht der weltweit steigenden Nachfrage nach Bioprodukten und des zunehmenden Bewusstseins für die ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der konventionellen Landwirtschaft fördert Ruanda aktiv die ökologische Landwirtschaft. Dieser Ansatz beruht auf nachhaltigen Anbaumethoden und verzichtet auf die Verwendung von synthetischen Düngemitteln, Pestiziden und genetisch veränderten Organismen. Er bietet zahlreiche ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile, darunter die Verbesserung der Bodengesundheit, die Verringerung der Belastung durch Chemikalien für Landwirtinnen und Landwirte und Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Möglichkeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommenssteigerungen aufgrund höherer Einnahmen und Zugang zu lukrativeren Märkten.
Trotz erheblicher Fortschritte bestehen weiterhin Herausforderungen beim Übergang zu ökologischen Anbaumethoden. Um den Wandel im ruandischen Kaffeesektor zu unterstützen, kooperiert Invest for Jobs mit Naturland – Verband für ökologischen Landbau e. V. Ziel ist es, die Nachhaltigkeit der Kaffee-Wertschöpfungsketten zu stärken, neue Arbeitsplätze zu schaffen sowie die Arbeitsbedingungen und Einkommen von Kleinbäuerinnen und -bauern zu verbessern.

Projektansatz und Projektziele
Kapazitätsaufbau und Förderung des fairen Handels für ruandische Kaffeebäuerinnen und -bauern
Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, die Lebensbedingungen ruandischer Kaffeebäuerinnen und -bauern durch die Optimierung ökologischer Anbaumethoden, die Einführung von Agroforstsystemen und die Integration von Fair-Trade-Prinzipien gemäß Naturland-Standards zu verbessern. Das Projekt zielt darauf ab, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen sowie die Arbeitsbedingungen und das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern zu verbessern, indem sie die Qualität und Quantität ihrer Kaffeebohnen steigern, wettbewerbsfähiger werden und Zugang zu lukrativeren Bio- und Fair-Trade-Märkten erhalten. Darüber hinaus stärkt das Projekt die Biodiversität in der Landwirtschaft und die Klimaresilienz der Anbaupraktiken. Mit Unterstützung von Invest for Jobs setzt Naturland das Projekt auf Basis von zwei Säulen um:
Aufbau lokaler Kapazitäten: Naturland unterstützt ruandische Kaffeeunternehmen und -kooperativen sowie deren Mitgliedsbäuerinnen und -bauern bei der Umstellung auf ökologische Agroforstsysteme und bei der Einhaltung von Sozial- und Arbeitsstandards. Dazu werden die Kaffeepartner beim Aufbau ökologischer Agroforstsysteme durch die Bereitstellung von Baumsetzlingen unterstützt, die sich für den Mischanbau mit Kaffee eignen. Zudem erhalten sie Kompostmaterialien, die dem Fruchtfleisch der Kaffeekirsche zugesetzt werden, um die Bodenfruchtbarkeit, die Klimaresistenz und die Produktivität zu verbessern. Außerdem bildet Naturland spezielle Teams aus, die für die Umstellung der Kaffeepartner verantwortlich sind. Schließlich werden die Kaffeepartner durch Trainings für den Arbeits- und Gesundheitsschutz sensibilisiert und bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden und Mitgliedsbäuerinnen und -bauern unterstützt.
Förderung des fairen Handels: Im Zuge der Umstellung der ruandischen Kaffeepartner stellt Naturland ihnen internationale Kaffeeverarbeiter, Röster und andere Abnehmer vor und erleichtert so den Zugang zu lukrativen internationalen Nischenmärkten. Um dies zu unterstützen, begleitet Naturland ausgewählte Kaffeepartner zu internationalen Messen. Zusätzlich ermöglicht der Verband Einkäuferreisen nach Ruanda.

Status und Ausblick
Zugang zu Premium-Märkten durch agroforstwirtschaftliche Anbaumethoden
Vor dem offiziellen Projektstart im Juli 2023 führte Naturland eine umfassende Marktanalyse durch und wählte sieben Kaffeeunternehmen und -kooperativen mit insgesamt 3.699 Mitgliedsbäuerinnen und -bauern aus.
Bei jedem der sieben Kaffeepartner wurden Teams für die Umstellung gebildet, deren Mitglieder an einem speziellen Mentoring- und Coaching-Programm teilnahmen. Dadurch wurden sie in die Lage versetzt, die Umstellung auf eine agroforstbasierte ökologische Kaffeeproduktion zu leiten, unterstützt durch detaillierte, auf jeden Partner zugeschnittene Umstellungspläne.
Alle 3.699 Mitgliedsbäuerinnen und -bauern erhielten umfassende Handbücher sowie theoretische und praktische Trainings, die den gesamten Prozess der Umstellung abdecken, einschließlich Verfahren wie die Einrichtung von Kompostieranlagen und die Verbesserung von Baumschulen. Die Kaffeepartner erhielten Kompostierungszusätze und insgesamt 49.000 Baumsetzlinge. Um den Umstellungsprozess zu erleichtern und ein Peer-to-Peer-Lernen zu ermöglichen, besuchten ausgewählte Mitarbeitende der Kaffeepartner einen Kaffeeproduzenten in Uganda, der bereits nach Naturland Standards zertifiziert ist.
Naturland unterstützte ebenfalls den Zugang zu internationalen Märkten. Im Februar 2024 und 2025 nahmen mehrere Kaffeepartner an der BIOFACH-Messe für Bio-Lebensmittel in Deutschland teil, wo sie ihren Kaffee präsentierten. Außerdem besuchte der deutsche Kaffeeröster Merchant & Friends im Juli 2024 die Partnerfarmen und Verarbeitungsbetriebe. Beeindruckt von deren Aktivitäten, verpflichtete er sich, bei den Kaffeepartnern einzukaufen, sobald diese nach den Naturland Standards zertifiziert sind.
Dieses Projekt wird von Naturland – Verband für ökologischen Landbau e. V. mit Unterstützung von der Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Im Rahmen von Invest for Jobs im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt.