Manfred Stöhr

Unternehmensperspektiven

"Invest for Jobs unterstützt uns dabei,
in Marokko zu investieren."

Interview mit Manfred Stöhr, Vertriebsleiter für Asien und Afrika bei Abicor Binzel

Manfred Stöhr kann auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Schweißtechnikbranche zurückblicken. 1990 kam er zu Abicor Binzel, einem deutschen Unternehmen, das auf Schweißtechnik spezialisiert ist. Seit 2020 ist er Vertriebsleiter für Asien und Afrika. Mit Unterstützung von Invest for Jobs hat das Unternehmen kürzlich sein erstes Innovations-, Schulungs- und Vertriebszentrum für Schweißtechnik in Marokko aufgebaut. Um dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken, wurden mehrere Ausbildungsangebote für Schweißtechnikerinnen und Schweißtechniker entwickelt.

In unserem Interview berichtet Manfred Stöhr darüber, wie sein Unternehmen die anfänglichen Investitionshemmnisse bei der Expansion seines Unternehmens nach Marokko mit Hilfe von Invest for Jobs und dem Joining Technologies Cluster überwunden hat und welch großes Potential der Standort Marokko für Industrie- und Technologieunternehmen bietet.

Welche Herausforderungen konnten Sie mit der Unterstützung von Invest for Jobs bewältigen?

2019 haben wir beschlossen, einen neuen Standort in Marokko zu eröffnen. In der Vorbereitungsphase mussten wir viele bürokratische Hürden im Zusammenhang mit der marokkanischen Verwaltung überwinden. Invest for Jobs hat uns in Form eines kontinuierlichen Dialogs unterstützt und uns durch die verschiedenen Projektphasen geführt. Durch finanzielle und technische Unterstützung sowie die Möglichkeit zur Vernetzung hilft die Zusammenarbeit mit Invest for Jobs uns dabei, unsere Ziele in Bezug auf die Qualifizierung von Fachpersonal und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu erreichen. Gleichzeitig gelingt es uns so, einen Beitrag zu grundlegenden Entwicklungszielen zu leisten. Unseren ersten marokkanischen Standort, das “ Innovation Technology Centre”, ein Schweißinnovations- Schulungs- und Vertriebszentrum, konnten wir im Mai 2023 feierlich eröffnen.

Welche Dienstleistungen bietet Ihr Unternehmen im Allgemeinen an?

Die Alexander Binzel Schweißtechnik GmbH & Co. KG, die unter der Marke Abicor Binzel auftritt, ist ein international führender Spezialist und Technologieentwickler für Schweiß- und Schneidtechnik. Unsere hochwertigen, effizienten und innovativen Lösungen eignen sich für vielfältige Anwendungen und Einsatzbereiche. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die Anwenderinnen und Anwender und ihre speziellen Schweißaufgaben. Mit einer klaren Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Branche, prozessorientierten Produkten und einem weltweiten Servicenetz ist Abicor Binzel global eine der führenden Adressen für Schweißen und Schneiden. An dem jüngst in Marokko eröffneten Standort betreiben wir unser "Innovation Technology Centre" für die Region Nord- und Westafrika.

Abicor Binzel in Marokko
© GIZ // Abicor Binzel in Marokko

Was hat Sie letztendlich dazu bewogen, einen Standort in Marokko aufzubauen?

Marokko ist ein attraktiver Investitionsstandort. Das Land liegt strategisch günstig und ist für uns ein Tor von Europa nach Afrika. Außerdem ist Marokko Signatarstaat mehrerer Handelsabkommen der Afrikanischen Union. Dadurch ist das Land der ideale Standort für Unternehmen, die in andere afrikanische Länder exportieren möchten. Zusätzlich zu diesen wirtschaftlichen Vorzügen verfügt Marokko über gut ausgebildete Arbeitskräfte und relativ stabile politische Rahmenbedingungen. Das Land hat in den letzten Jahren erheblich in sein Bildungswesen investiert, wodurch die Alphabetisierungsrate auf rund 70 Prozent gestiegen ist. Insgesamt bietet Marokko verschiedene wirtschaftliche und kulturelle Vorteile, die das Land zu einem attraktiven Standort für Unternehmen machen, die ihre Geschäftstätigkeit ausweiten oder in der Region Fuß fassen wollen.

Sie haben das neue Innovation Technology Centre in Kénitra erwähnt, was ist das Ziel dieses neuen Standorts?

Die Ausbildung im Technologie-Innovationszentrum richtet sich speziell an Industrieunternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schweißen weiterbilden wollen. Außerdem richtet sich das Angebot an Berufsschulen, die die Ausbildung ihrer Schülerinnen und Schüler in Marokko und darüber hinaus in der Region Maghreb und Westafrika ergänzen wollen. Mit Unterstützung von Invest for Jobs erhalten außerdem 110 junge Marokkanerinnen und Marokkaner die Möglichkeit, im Technologie-Innovationszentrum eine kostenlose Ausbildung zu absolvieren. Ziel ist es, ihnen eine hohe Kompetenz in Sachen Schweißen und Schweißtechnik zu vermitteln, die ihnen vielversprechende Karrierechancen eröffnet.

Darüber hinaus hält unser Technologie-Innovationszentrum für marokkanische Hersteller die Technologien bereit, die sie benötigen, um moderne Schweißtechniken und -verfahren zu testen, zu optimieren und neue Metallerzeugnisse und -strukturen herzustellen. Diese "Kundentests" sind sehr nützlich, um die Qualität von Bauteilen zu verbessern und die Vorgaben internationaler Normen zu erreichen. Auf diese Weise können unsere Kunden sich neue Märkte erschließen und ihre Chancen im Export verbessern. Gleichzeitig erhalten sie die Möglichkeit, ihre Kosten durch die Entwicklung von effizienteren Produktionsverfahren zu senken.

Darüber hinaus unterstützt das Technologie-Innovationszentrum die marokkanischen Hersteller vor Ort bei der Wartung und Reparatur von Schweißgeräten und -zubehör und berät sie in Bezug auf die Anwendung von modernen Schweißtechniken. Kurzum: Das Zentrum ist ein Gewinn für die auf Schweißtechniken spezialisierten Unternehmen der Region.

Das Technologie-Innovationszentrum wurde im Rahmen des Joining Technologies Cluster Morocco (JTCM) gegründet. Ein Netzwerk aus Unternehmen, das von Invest for Jobs unterstützt wird. Abicor Binzel ist einer der Gründungspartner des JCTM. Warum war es Ihrem Unternehmen so wichtig, diese Initiative mitzugründen?

JTCM ist ein Netzwerk, das führende Unternehmen aus der Schweiß- und Verbindungstechnikbranche sowie marokkanische und deutsche Ausbildungseinrichtungen zusammenbringt.

Als wichtige Akteure der Schweißbranche sind die Mitgliedsunternehmen des JTCM davon überzeugt, dass die Qualifizierung von Fachkräften entscheidend ist, um eine hohe Qualität zu erreichen. Grundsätzlich fehlen in allen Unternehmen der Branche Fachkräfte mit Kenntnissen in modernen und innovativen Schweißverfahren. Mit Unterstützung von Invest for Jobs hat das JTCM Schulungsangebote für marokkanische Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer entwickelt, um den branchenweiten Fachkräftemangel zu mindern. Gemeinsam haben wir zwei Ausbildungsangebote geschaffen: zum einen eine Schweißgrundausbildung im Centre de Perfectionnement Technique (CPT) in Kenitra, das seit Februar 2022 entsprechende Schulungen anbietet. Zum anderen das kürzlich eröffnete Technologie-Innovationszentrum von Abicor Binzel, das sich auf moderne, anspruchsvolle Schweißverfahren spezialisiert hat, die in der allgemeinen Schweißausbildung des CPT nicht abgedeckt werden. Die beiden Ausbildungsangebote ergänzen sich und entsprechen den Bedürfnissen der Unternehmen.

Besonders stolz bin ich darauf, dass die vermittelten Produktionsverfahren und Techniken nachhaltig und umweltfreundlich sind und hohe Arbeitsschutzstandards erfüllen. So bieten sie die Möglichkeit, den Energie-, Gas- und Betriebsmittelverbrauch (wie Strom und technische Gase) in den Unternehmen zu senken und die Schweißrauch- und Staubemissionen zu verringern, was nicht nur zum Umweltschutz, sondern auch zum Gesundheits- und Arbeitsschutz beiträgt.

Wie sieht die weitere Strategie Ihres Unternehmens für die Entwicklung der Geschäftstätigkeit in Marokko und darüber hinaus in anderen Teilen Afrikas aus?

Nach dem Aufbau unseres Standorts in Südafrika ist das neue Technologie-Innovationszentrum in Marokko jetzt unser zweites Kompetenzzentrum in Afrika. Die beiden Standorte liegen strategisch günstig in zwei großen Industrieregionen, was Logistik und Vertrieb vereinfacht. Im Rahmen unserer Entwicklungsstrategie für Afrika prüfen wir derzeit die Eröffnung eines weiteren Kompetenzzentrums in Ostafrika.

Wir sind der festen Überzeugung, dass die Grundlage für den Erfolg in der Förderung von Bildung und Technologietransfer auf dem gesamten afrikanischen Kontinent liegt.

Abicor Binzel in Marokko
© GIZ // Abicor Binzel in Marokko

Welchen Rat würden Sie deutschen und europäischen Unternehmen geben, die darüber nachdenken, in Afrika zu investieren oder neue Standorte aufzubauen?

Wer auf dem afrikanischen Markt einen Unternehmensstandort gründen will, sollte geduldig und sorgfältig sein, denn Kultur, Mentalität, Arbeitsmethoden und Vorschriften weichen erheblich von dem ab, was wir aus Europa gewohnt sind. So ist es wichtig, die verschiedenen kulturellen Werte und sozialen Normen zu verstehen, die sich zwischen Nordafrika und dem südlichen Afrika stark unterscheiden können. Jedes Land in Afrika hat seine eigenen spezifischen regulatorischen und operativen Anforderungen. Daher muss jedes Investitionsvorhaben gründlich vorbereitet werden. Insbesondere müssen die konkreten Bedürfnisse und Präferenzen des Zielmarkts erkannt und verstanden werden. Eine gründliche Marktanalyse ist also unerlässlich.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt Abicor Binzel im Rahmen der Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Kontakt

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht

Unter der Marke Invest for Jobs hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Reihe von Angeboten gebündelt, um deutsche, europäische und afrikanische Unternehmen bei ihrem beschäftigungswirksamen Engagement in Afrika zu unterstützen. Die Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ – so der offizielle Titel – bietet umfassende Beratung, Kontakte und finanzielle Unterstützung zur Beseitigung von Investitionshemmnissen. Das entwicklungspolitische Ziel ist es, gemeinsam mit Unternehmen bis zu 100.000 gute Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeitsbedingungen sowie die soziale Absicherung in den afrikanischen Partnerländern zu verbessern.

Partnerländer: Ägypten, Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ghana, Marokko, Ruanda, Senegal und Tunesien.

Erfahren Sie mehr über unsere Leistungen für Unternehmen, Hochschulen, Kammern und Verbände: https://invest-for-jobs.com/leistungen

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