Invest for Jobs bereitet afrikanische Betriebe und Regierungsstellen auf die nun vollumfänglich geltende EU-Öko-Verordnung vor
Am 15.10.2025 verlieren alle Bio-Zertifikate ihre Gültigkeit, die nach der vorherigen EU-Bio-Verordnung ausgestellt und nur noch durch eine Ausnahmeregelung für den Import anerkannt wurden. Ab diesem Tag können ausschließlich Bioprodukte in die EU importiert werden, die gemäß der gültigen Bio-Verordnung 2018/848 zertifiziert sind.
Die neue, strengere EU-Verordnung soll Verbraucherinnen und Verbrauchern in der EU mehr Sicherheit geben. Die Einhaltung ist jedoch besonders für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Globalen Süden deutlich schwieriger und teurer. Werden dadurch viele bisherige Lieferanten in den Bio-Lieferketten in Drittstaaten ausfallen und Bio-Produkte teurer werden? Vermutlich ja.
Laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) haben gerade kleinbäuerliche Betriebe große Mühe, sich an die komplexen neuen Regeln anzupassen und die deutlich erhöhten Kosten zu tragen. Es herrscht daher derzeit noch viel Unsicherheit darüber, welche Betriebe weitermachen und welche sich gegen die Weiterführung der Bio-Zertifizierung für den europäischen Markt entscheiden.
Fast alle wurden erst dieses Jahr zum ersten Mal nach der neuen Verordnung kontrolliert. Die Reaktionen sind geteilt: Einige haben sich bereits entschieden, die biologische Landwirtschaft einzustellen oder sich auf neue Märkte auszurichten. Viele möchten weitermachen, doch noch nicht alle haben das neue Zertifikat erhalten. Da sich die Bedingungen für alle Bio-Produzenten grundsätzlich geändert haben, müssen sie nun evaluieren, ob die Bio-Zertifizierung bei gestiegenen Kosten und erhöhten Risiken noch tragbar ist. Die daraus folgenden Preissteigerungen und Lieferengpässe dürften in Deutschland vor allem Importeure, Verarbeiter und den Handel treffen – und natürlich die Endkundinnen und Endkunden.
Um dem entgegenzuwirken, hat die Allianz für Produktqualität als Teil von Invest for Jobs zusammen mit dem FiBLTrainings zur Implementierung der neuen EU-Bio-Verordnung durchgeführt. Damit konnten 250 Personen aus 22 Ländern Afrikas erreicht werden – überwiegend von Betrieben und Regierungsstellen. Ab Oktober 2025 wird eine Gruppe von Multiplikator*innen sechs Monate lang von Expert*innen des FiBL zu den Änderungen geschult und begleitet. Die Multiplikator*innen werden damit befähigt, Anbaubetriebe und Kooperativen in Ghana und Äthiopien bei der Umstellung auf die Anforderungen der neuen Verordnung bestmöglich zu beraten. Konkrete Neuerungen betreffen beispielsweise die zugelassene Größe der Betriebe und die Organisation der internen Kontrollsysteme.
Durch die Bereitstellung von Informationen für Stakeholder*innen und die enge Begleitung von betroffenen Betrieben durch lokale Expert*innen in den Partnerländern tragen wir dazu bei, dass möglichst vielen Betrieben die Umstellung gelingt und die Zertifizierung gehalten werden kann. So können die Produkte weiterhin in unsere Läden gelangen.
Invest for Jobs hat über die Allianz für Produktqualität bisher bereits über 100 afrikanische Unternehmen erfolgreich dabei unterstützt, eine international anerkannte Zertifizierung zu erlangen. Die Hälfte dieser Zertifizierungen liegt im Bereich der biologischen Landwirtschaft.